Sportplatz Priesterstraße

Nachwuchsmannschaft von Concordia Nowawes/Eintracht 06 vor der Jugendherberge Priesterstraße, undatiert
Quelle: Nachlass Schupo Tietz, Sammlung Lüscher
Der erste Fußballplatz am heutigen Ort wurde von Concordia Nowawes, einem Arbeitersportverein, vermutlich ab 1924 auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule am Rande des Babelsberger Parks errichtet. Das Areal östlich der Allee nach Glienicke entstand bei der Anlage des Parks Babelsberg ab 1833, der Ausbau als Chaussee erfolgte 1846/47 als Notstandsarbeit der Nowaweser Arbeiter. Der Park Babelsberg geht zurück auf den späteren Kaiser Wilhelm I. und seine Frau Augusta. Im Auftrag des damaligen Prinzen Wilhelm verwandelten die Gartenkünstler Lenné und Fürst von Pückler-Muskau das zur Havel und nach Nowawes abfallende, hügelige Gelände in eine viktorianische Parklandschaft.
Nach Abdankung des Kaisers Wilhelm II. am am 28. November 1918 wurde der Besitz der Hohenzollern durch den preußischen Staat beschlagnahmt. Nach dem ersten Weltkrieg waren die Wiesen im Babelsberger Park zum Fußball spielen genutzt worden. Die staatliche Verwaltung der Schlösser und Gärten widerrief Anfang 1926 die bis dato gültige Erlaubnis zur sportlichen Nutzung von Rasenflächen im Babelsberger Park.
Die damals noch selbständige Stadt Nowawes musste für den nach dem ersten Weltkrieg boomenden Volkssport Fußball eine alternatives Platzangebot schaffen, denn bis auf den bürgerlichen SV Nowawes 03 hatten die Nowaweser Sportvereine keinen angemessenen Sportplatz. Die Stadt Nowawes erwarb das Gelände der ehemaligen Baumschule und errichtete den Sportplatz an der Priesterstraße auf eben jenem Areal, dass zuvor schon von den Arbeitersportlern von Concordia Nowawes in Beschlag genommen worden war. Es wurden 1925/26 zwei Großfelder angelegt, die in etwa in ähnlicher Lage wie der heutige Hauptplatz des Karlis und der Kunstrasenplatz positioniert waren. Außerdem wurde eine Jugendherberge errichtet, in der sich auch Umkleidekabine und Waschraum für die Sportler befanden.
Sportplatz mit Jugendherberge Priesterstraße, undatiert
Quelle: historische Postkarte, Sammlung Lüscher
Zeitgenössische Berichte dokumentieren den Unmut der Leichtathleten, die eine 400-Meter-Laufbahn vermissten. Hingegen beklagten nicht sportaffine Teile der Nowaweser Bevölkerung, dass in Zeiten großer wirtschaftlicher Not erhebliche kommunale Haushaltsmittel in eine Sportstätte investiert wurden. Dennoch wurde am 25. April 1926 der Sportplatz in der Priesterstraße feierlich eröffnet: Das Eröffnungsspiel gewann der SV Nowawes 03 gegen Minerva Nowawes mit 10:0. Das an den Festlichkeiten die Arbeiterturn- und -sportvereine nicht teilnahmen, deutet darauf hin, dass die Errichtung der Spielstätte aufgrund der hier zuvor selbst organsierten Arbeitersport-Aktivitäten nicht konfliktfrei war. Dennoch war es in der Folge der Arbeitersportverein Concordia 06, ab 1933 Eintracht, der den Platz vorrangig nutzte und in Berlin und Brandenburg bekannt machte.
Am 18. März 1945 fand das letzte Spiel auf dem Sportplatz statt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde auch der Sportplatz an der Priesterstraße in Mitleidenschaft gezogen. Bombenkrater prägten das Spielfeld. Zäune, Tore und Bänke waren zu Brennholz verarbeitet. Doch bereits kurz nach der Befreiung vom Faschismus fand sich die Babelsberger Fußballgemeinde zusammen, setzte den Sportplatz instand und nahm am organisierten Spielbetrieb teil. Mit dem ersten Endspiel um die brandenburgische Landesmeisterschaft am 3. April 1949 sah der Sportplatz an der Karl-Liebknecht-Straße seinen ersten herausragenden Höhepunkt. Babelsberg bezwang vor 7.000 Zuschauern die BSG Franz-Mehring Marga daheim mit 4:1. Im Rückspiel in Marga unterlag Babelsberg mit 0:2. Ein Entscheidungsspiel musste her. In Eberswalde wurde die Elf um Kapitän Schupo Tietz und Torwart Schrippe Schröder durch einen 2:1 Erfolg über den Rivalen aus Marga brandenburgischer Fußballmeister.
Ab 28. August 1949 erhielt der Sportplatz offiziell den Namen „Karl-Liebknecht-Sportplatz“. Gegner beim Einweihungsspiel war die Elf des Leipziger Vereins Gohlis Nord, die 2:1 geschlagen wurde. Sechs Tage später startete die neue Spielklasse als DS-Liga, die später zur DDR-Oberliga wurde. In Babelsberg unterlag die BSG „Märkische Volksstimme“ zur Saisoneröffnung gegen Dresden-Friedrichstadt mit dem Rekordergebnis von 2:12. Von dieser Niederlage erholte sich Babelsberg aber bald und spielte von 1949 bis 1958 als BSG Rotation Babelsberg (ab September 1950) in der höchsten Spielklasse der DDR. Regelmäßig waren 10.000 Zuschauer und mehr auf den aus einer Holztribünen und Erdwällen bestehenden Zuschauertraversen zu Gast. Da die Kapazität häufig nicht ausreichte, boten auch die Bäume des umliegenden Park Babelsberg begehrte „Logenplätze“.