Concordia 06

im Rot-Sport

Mannschaft von Concordia 06 im Jahr 1924, Aufnahme vermutlich im Babelsberger Park
Quelle: Nachlass Schupo Tietz, Sammlung Lüscher
Neben dem eher „bürgerlichen“ Fortuna 05 hatte sich mit Concordia 06 ein weiterer Arbeiterverein in Nowawes gebildet, der am 20. April 1919 mit der „Freien Turnerschaft 1894 Nowawes“ zur „FTSVgg Nowawes 1894“ fusionierte. Die Entscheidungen des 12. Bundestages des Arbeiterturnerbundes Pfingsten 1919 zur Umformierung in einen Arbeiter Turn- und Sportbund (ATSB) und der damit einhergehenden Öffnung auch hin zu den Ballspielen, führte in seinem 1. Bezirk, der Märkischen Spielvereinigung (MSV) zu einer wahren Welle von Übertritten bisheriger DFB-Vereine zur Märkischen Spielvereinigung (MSV). Auch Concordia 06 Nowawes war nunmehr im Arbeitersport organisiert, doch konnten auch sie ohne eigenen Platz ebenfalls nur auf den Sandflächen der ehemaligen Rennbahn spielen.
Ein erster Höhepunkt in der neuen Vereinsgeschichte ist das Halbfinale um die Meisterschaft der MSV am 25.4.1920 gegen den Reinickendorfer BC 06. 1921 scheiterte die FTSVgg 94 schon in der Qualifikation zur MSV-Kreismeisterschaft am BFC Nordiska 32 in Pankow.
Mannschaft von Concordia Nowawes im Jahr 1927, Aufnahme auf dem Sportplatz Priesterstraße
Quelle: Nachlass Schupo Tietz, Sammlung Lüscher
Der Arbeitersport in Nowawes blieb von den Auseinandersetzungen zwischen der SPD und der KPD in der Endphase der Weimarer Republik nicht unberührt. Der Spartenleiter Fußball der FTSVgg, Max Graupner, selbst kein KPD-Mitglied, aber treu der vom ATSB ausgeschlossenen MSV verbunden, trennte sich 1928 mit der überwiegenden Mehrheit der Arbeiterfußballer von der FTSVgg 1894 und konstituierte den ASV Concordia Nowawes 06 neu. Nunmehr gab es zwei Arbeiterfußballvereine in Nowawes: die „kleinere“ bundestreue FTSVgg 1894 firmiert und den „größeren“ MSV-Verein Concordia 06. Um über die MSV hinaus wirksam zu werden, schließen sich die aus dem ATSB ausgeschlossenen – so auch Concordia – im Mai 1929 zur Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport, kurz IG zusammen, aus der dann im September 1929 die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit, kurz KG hervorgeht. 1932 wird die letzte MSV-Meisterschaft ausgespielt. Im Bezirk Südwest treffen die beiden Gruppenmeister Concordia 06 Nowawes und Neuköllner BC 22 aufeinander. Nowawes besiegte die Neuköllner und spielte als Bezirksmeister um die MSV-Kreismeisterschaft mit. Nach einer Niederlage gegen den Pankower SC 08 mit 3:4 vor 5000 Zuschauern auf dem NNW-Platz in Gesundbrunnen.
Sport- und Kulturtag in Nowawes, Aufmarsch der beteiligten Vereine und Verbände in der Priesterstraße am 15.03.1931
Quelle:Potsdam Museum, Inv.-Nr. FS 7246
Die Machtübernahme der Nazis Anfang 1933 ging einher mit dem Verbot des MSV und seiner angegliederten Vereine. Als im Februar 1933 die MSV-Saison abgebrochen wurde, belegte Concordia 06 den 4. Platz von 10 in der Abteilung A des MSV. Nach dem Verbot von Rot-Sport wurden auch alle ATSB-Büros am 25. März 1933 besetzt, geplündert und geschlossen. In Nowawes konnten die neuen Machthaber mit den Arbeitersportvereinen, die zum festgefügten linken Arbeitermilieu gehörten, so nicht umgehen, aber der Anpassungsdruck nahm zu.