Geschichte des Arbeiterfußballs in Nowawes (Babelsberg)

Innenansicht des Saals des Gasthauses „Zur freien Aussicht“
Quelle: GrussAusPotsdam.de, Klaus Hellenthal
Mit dem Erstarken der sozialdemokratisch geprägten Arbeiterschaft in der Kaiserzeit und dem Drang der bisher unorganisierten Fabrikarbeiter und – arbeiterinnen, unabhängig von den oftmals von bürgerlich-konservativen Vereinen und Kirchen initiierten oder getragenen Sport- und Kulturvereinen sich in ihrer bescheidenen Freizeit zusammenzufinden, bildetet sich auch im Industrieort Nowawes-Neuendorf zwischen Berlin und Potsdam gelegen, die ersten „Freien“, d.h. nichtbürgerlichen Vereine des Arbeitersports und der Arbeiterkultur heraus. Sie verstanden sich ausdrückliche als emanzipatorischer Gegenentwurf des Arbeitermilieus gegenüber den kaisertreuen und bürgerlichen Kopfgeburten der etablierten Vereinslandschaft. Den sportlichen Anfang machten die Arbeiterturner, die sich seit 1894 in der Freien Turnerschaft Nowawes versammelten. Da die Arbeiterturner von Drewitz nahe der Lokfabrik wohnend, in ihrem Dorf aus politischen Gründen keine Heimstätte fanden, schlossen sie sich den Sportlern von Nowawes und Neuendorf in einer Turngemeinschaft an, die dann auch den Gastsaal „Zur Freien Aussicht“ am Bahnhof Drewitz, unweit der Lokfabrik, nutzen konnte.Lokfabrik von Orenstein & Koppel vor 1913
Quelle: Denkschrift anlässlich der Fertigstellung der 5000. Lokomotive mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Orenstein & Koppel - Arthur Koppel AG, Berlin 1913

Mit der Ansiedlung der Lokfabrik von Orenstein & Koppel in Nowawes-Neuendorf 1898 wurde das neuartige Fußballspiel auch hier populär. Fußballerische Initiatoren waren „Orensteiner“: der Schweißer Emil Pöser, die Schlosser Fritz Puppe, Wilhelm Freidank und Erich Hellwig, Paul Große, Schmied Willi Gertner und Otto Heinze. Sie gründeten am 01. Oktober 1905 bei Wilhelm Krüger im Restaurant „Karlsgarten“, Kaiser-Wilhelm-Str. 29 (heute Friedrich-Engels-Str. 55), den FC Fortuna 05.
Bildpostkarte des Sportplatzes an der Eisenbahnstraße um 1904
Quelle: Potsdam Museum, Inv.-Nr. FS 8176
Gespielt wurde auf umliegenden Äckern entlang der Stahnsdorfer Straße oder auf der ehemaligen Pferderennbahn „Sperlingslust“ im Bereich der heutigen Hermann-Maaß-Straße/Domstraße. Fortuna 05, im bürgerlichen Verband der Brandenburgischen Ballspielvereine (VBB) organisiert, fusionierte nach dem ersten Weltkrieg mit Jugendkraft 03 zum bürgerlichen SV Nowawes 03.